Solidarität mit der französischen Protestbewegung
Die Proteste gegen die arbeiter:innenfeindliche Rentenreform in Frankreich reissen nicht ab. Die FAU Schweiz solidarisiert sich mit der Bevölkerung. Am 19. April hat eine Delegation einen Protestbrief bei der französischen Botschaft abgegeben.
Wir, die Arbeiter*innen der Schweiz, welche Mitglieder der FAU sind, blicken auf die institutionelle Krise, die sich in Frankreich abspielt.
Wir sehen mit Sorge, wie unsere Mitmenschen auf der anderen Seite der Grenze behandelt werden.
Wir sind besorgt über die Missachtung der souveränen Stimme des französischen Volkes.
Die Arroganz der Regierung gegenüber den Menschen, die sie vertreten soll, schockiert uns.
Seine groben Lügen, die ohne Konsequenzen geäussert werden, beleidigen uns.
Die Provokationen des Präsidenten erscheinen uns wie aus einem anderen Zeitalter.
Die Wut des französischen Volkes ist legitim.
Die Sturheit von Emmanuel Macron allerdings ist es nicht.
Es ist dringend notwendig, auf die Stimme der Arbeiter*innen in Frankreich zu hören.
Es ist dringend, zu einigen, um die nächsten Schritte zu erfinden, anstatt zu spalten.
Eine so grundlegende Reform wie die Erhöhung des Renteneintrittsalters kann nicht mit so autoritären Methoden durchgesetzt werden, ohne Abstimmung im Parlament und ohne jegliche Rücksicht auf diejenigen, die in Frankreich tatsächlich den Wohlstand produzieren.
Abgesehen davon, dass diese Reform die Realität der Beschwerlichkeit der Arbeit ignoriert, die von den Prekärsten unter uns, insbesondere von Frauen, verrichtet wird, geht sie auch an der Klimakatastrophe vorbei, die wir erleben. Um auf diese beiden Punkte einzugehen, muss die freie Arbeit, die der Ruhestand darstellt und in der jede Person frei über ihre Verpflichtungen entscheiden kann, verlängert und nicht verkürzt werden.
Die Folgen der derzeitigen Sturheit werden auf dem gesamten europäischen Kontinent zu spüren sein. Die französische Regierung ebnet faschistischen und reaktionären Kräften den Weg, ohne auch nur einen Gedanken an die Zukunft zu verschwenden, die sie uns bereiten.
Der Rückschritt bei den öffentlichen Freiheiten, den wir in Frankreich erleben, erscheint uns wie ein übelriechendes Echo der dunklen Stunden Europas vor 90 Jahren.
Wir fordern die französische Regierung auf, das am Samstag, den 15. April vor Sonnenaufgang verkündete Gesetz zurückzuziehen.
Wir fordern die französische Regierung auf, der systematischen Polizeigewalt in Frankreich ein Ende zu setzen.
Wir fordern die französische Regierung auf, eine Politik der gerechten Verteilung des Reichtums einzuleiten, die dem wahren Wert der Arbeit entspricht, die von den in Frankreich lebenden Menschen geleistet wird.
Wir, die Arbeiter*innen der Schweiz, welche Mitglieder der FAU sind, solidarisieren uns uneingeschränkt mit dem französischen Volk, das für mehr soziale Gerechtigkeit und Gleichheit kämpft. Denn wenn einer oder eine von uns angegriffen wird, sind wir alle betroffen. Und wir werden das nicht zulassen.