Anonyme Aktion gegen Gastrosuisse
Besonders in der jetzigen Pandemie zeigte der Branchenverband Gastrosuisse des öfteren, dass ihnen das Wohl der Arbeiter*innen am Arsch vorbei geht. Nun scheint es ein paar Arbeiter*innen gereicht zu haben: In der Nacht auf den 22. März wurden am Hauptsitz Botschaften hinterlassen: Lohn rauf! Sicherheit für alle Angestellten!
Nachfolgend das Statement zur Aktion, welches dem Gastrakollektiv (hier gehts zur Facebook-Seite) in Zürich zugespielt wurde:
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In der Nacht auf den 22. März wurde der Gastrosuisse an ihrem Hauptsitz in Zürich Affoltern eine Botschaft hinterlassen: Maske auf - Lohn rauf! Sicherheit für alle Angestellten! Gastrosuisse, ihr verteidigt die Interessen der Besitzenden! Diese versuchen ihren Profit zu steigern und zielen darauf ab, die Krise weiterhin und verschärft auf dem Rücken von uns Angestellten auszutragen. Das ist - ohne Diskussion! - mit gesundheitlichen und finanziellen Risiken für uns Angestellte verbunden.
Die Gastrosuisse ist der Verband für Hotellerie und Restauration in der Schweiz. Sie vertreten, so sagen sie, die Interessen des Gastgewerbes in der Öffentlichkeit sowie in der Politik und Wirtschaft. Wohlverstanden: Sie vertreten als grösster Arbeitgeberverband in der Branche ausschliesslich die kapitalistischen Interessen der Besitzer:innen und Chef:innen der Gastrobetriebe.
So bejubeln sie beispielsweise letzten Juni den "Erfolg", zu dem sie massgeblich und engagiert beigetragen haben, dass es weder für das Jahr 2020 noch für das Jahr 2021 eine Mindestlohnerhöhung in der Gastronomie geben wird. Ja, Bravo! (Wir lassen hier die Kritik an den sogenannten Arbeitnehmer:innen-Vertretungen, die sich selbst als "Gewerkschaften" bezeichnen, die auch zu dem Resultat in diesen Verhandlungen beigetragen haben, mal aussen vor.)
Seit dem ersten Lockdown gehört die Gastrosuisse, zusammen mit anderen grossen wirtschaftlichen Dachverbänden, zu den grössten Schreihälsen, wenn es um Lockerungen und insbesondere um die Wiedereröffnung der Gastronomie geht.
So auch jetzt wieder: Die Gastrosuisse verlangte die gesetzlich garantierte Wiedereröffnung der Gastrobetriebe im Aussen- sowie im Innenbereich am 22. März. Ungeachtet der epidemiologischen Lage. Ungeachtet der Tatsache, dass in dem Moment, in dem die behördlich verordnete Schliessung aufgehoben wird, auch der Anspruch auf finanzielle Unterstützung wegfallen kann. Und vor allem ungeachtet der gesundheitlichen Risiken für die Angestellten!
Immense Enttäuschung und absolutes Unverständnis bekundet die Gastrosuisse nun auch ob der Entscheidung des Bundesrates, die Gastrobetriebe nicht zu öffnen. Sie fordert einen "anderen Umgang mit der Pandemie". Einen Umgang, indem noch stärker auf Profit statt Gesundheit gesetzt wird.
Laut einer Umfrage bei Ihren Mitgliedern (Ende Oktober 2020) hält die Gastrosuisse fest, dass lediglich bei einem von 20 Betrieben Fälle bekannt sind, in denen sich Gäste im Betrieb mit dem Coronavirus angesteckt haben (von Mitarbeitenden ist noch nicht einmal die Rede).
Wohl auf diesen Grundlagen, plädiert die Gastrosuisse, allen voran Präsident Cazimir Platzer, dass "nachweislich, die allermeisten Ansteckungen nicht im Gastgewerbe passieren". Wollen wir mal festhalten, dass bei fast 90% der Coronafälle der Ansteckungsort unbekannt ist.
Basierend auf denselben pseudo-wissenschaftlichen Erkenntnissen, skandieren die Deppen auch folgendes Mantra rauf und runter: "Unsere Schutzkonzepte funktionieren".
Nur weil ihr das hunderte Male wiederholt, macht es die Lücken in den Schutzkonzepten und deren Umsetzung nicht wett! Nehmen wir nur schon mal das Phänomen, dass gewisse Gäste es immer noch nicht für nötig halten, sich an sichere Verhaltensweisen zu halten. Mit diesen "Ausnahmefällen" sollen die Angestellten dann umsichtig umgehen: Auf keinen Fall den zahlenden Gast vergraulen. Dass dieser Gast ein gesundheitliches Risiko für alle darstellt, wird schlicht ignoriert. Viele Chef:innen machen offensichtlich lieber Abzüge in den Schutzkonzepten, um dafür weniger "kritisch" mit den Gästen umgehen zu müssen. Der Schutz der Angestellten hat allzu oft unterste Priorität. Und solange das gilt, funktionieren eure Schutzkonzepte eben nicht, liebe Gastrosuisse!
Zwar gehören rasch greifende finanzielle Unterstützung sowie die Verlängerung der Kurzarbeit auch zu den Forderungen der Gastrosuisse. In diesen Punkten schafft sie es aber seltsamerweise nicht so durchsetzungsfähige Lobbyarbeit bei ihren parlamentarischen Interessenspartner:innen zu leisten. Auf die unabdingbare Notwendigkeit der Öffnungen, können sie sich dann aber alle wieder einigen. Wie kommt das bloss? Weil es ihnen nur um das Eine geht: Der Profit muss weiterhin durch die Ausbeutung der Angestellten maximiert werden. Anders geht es nicht. Da interessieren schlechte Entlöhnung, kack Arbeitszeiten und eben auch gesundheitliche Risiken nicht. Im Gegenteil, das sind die Grundlagen, auf denen ihr Profit überhaupt erst entstehen kann. Dazu gehören genauso die etlichen Entlassungen - auch lange bevor ein Betrieb tatsächlich Konkurs geht oder das auch nur androht. Entlassungen auf Vorrat. Damit der Profit so lange als möglich so hoch wie möglich bleibt. Einzelschicksale von Lohnabhängigen haben in dieser Logik nichts zu suchen. It's capitalism, stupid!
Gastrosuisse, ihr seid Vetreter:innen dieser Scheiss-Praktiken und steht für die Klasseninteressen der Besitzenden ein! Diese versuchen, die Krise weiterhin und verschärft auf dem Rücken der Angestellten auszutragen. Wir Angestellte sind daher mehr gesundheitlichem und finanziellen Risiken ausgesetzt, damit die Gastro-Besitzenden mehr Profit machen können.
Es reicht! Wir verlangen Sicherheit für alle Angestellten. In diesem Sinne: Maske auf - Lohn rauf!"