Sonne Schnee und Sauereien

In den Skigebieten Adelboden-Lenk und  Zweisimmen/Saanenmöser/Schönried/St. Stephan gibt es viele Bergrestaurants. Die tolle Aussicht und die Terrassen laden zum Verweilen ein. Doch die Arbeit ist alles andere als ein Vergnügen.
In beiden Skigebieten werden einige Restaurants von der Kappeler Gastro AG (auch als Hüttenzauber bekannt) betrieben, einem der grössten Unternehmen in der schweizerischen Berggastronomie und einige Andere direkt von der Adelboden-Lenk Bergbahnen AG. Deren Arbeiter:innen werden miserabelst behandelt, die wichtigsten Forderungen betreffen unzulässige Kündigungen, Lohnklau und haarsträubende Unterbringungen.


Mehr als zehn Saisonangestellte nahmen Kontakt zu der Basisgewerkschaft Freie Arbeiter:innen Union (FAU) auf, um sich gegen Bedingungen zu wehren, die fast durchs Band schlechter als die Minimalregelungen sind. Die Arbeiter:innen sprechen alle nicht oder nur kaum deutsch, bekommen niedrige Gehälter und haben bei Hüttenzauber einen befristeten Arbeitsvertrag mit einer Probezeit, die gleich lang wie das Arbeitsverhältnis ist. Zudem wohnen sie in kaum möblierten Zimmern, die eine Drittfirma im Auftrag des Arbeitgebers vermietet. Diese Situation bietet grosses Potential für Missbrauch und dieses Potential wird genutzt.


Arbeitsbedingungen


Bei beiden Betrieben ist für die Arbeiter:innen nicht planbar wieviel und wann sie arbeiten, weil die Schichten teilweise noch am selben Tag umgeteilt werden. Bei Kappeler ist es für die Arbeiter:innen schwierig sich zu wehren: Die Kommunikation findet seit den englischsprachigen Anwerbemails nur noch auf deutsch statt und wenn sich jemand beklagt, werden Rachekündigungen ausgesprochen. Und Grund zum Klagen gibt es mehr als genug: So wird etwa verlangt, dass die Arbeiter:innen nach Schichtende im Dunkeln und nach der letzten Pistenkontrolle mit Schlitten ins Tal fahren. Dabei kam es zu mindestens einem Unfall.


Wohnsituation


Die Arbeiter:innen, die uns kontaktiert haben wohnen in einem Haus, welches von Dezember bis Februar kein gedecktes Dach hatte und eine Dusche und zwei WCs für zehn Personen hat (im Haus gibt es in einem Durchgang ohne jegliche Privatsphäre eine weitere Dusche). Bei Regen wird der Keller mit Waschküche überflutet und einige Räume sind von Nagetieren befallen. Im Dezember wurde zudem die Heizung zum Teil abgeschaltet. Und dafür werden Mieten zwischen 450 und 700 Franken im Monat verlangt (450 CHF ist pro Person in einem Zweierzimmer). Als wäre das nicht schlimm genug versuchen die Vorgesetzten bei Kappeler Gastro die Zimmer zu räumen, wenn jemand arbeitsunfähig ist, also zum Beispiel nach Unfällen und das auch noch in Fristen von unter einer Woche. Die Räumungsversuche werden sehr aggressiv und unter Einsatz von psychischem und physischem Druck ausgeführt. Die FAU hat deswegen bereits mit der Kantonspolizei Bern Kontakt aufgenommen und überlegt sich eine Klage wegen Beleidigung, versuchter Tätlichkeit und versuchter Nötigung zu erheben.


Lohnklau


Bei allen Arbeiter:innen wird Lohn geklaut und werden ungerechtfertigte Lohnabzüge gemacht, etwa für nie stattfindende Reinigung der überteuerten Zimmer.
Bei Adelboden-Lenk Bergbahnen werden Krankheitstage nicht vergütet und das Trinkgeld wird willkürlich verteilt.
Bei Kappeler Gastro sind die Abzüge so überbordend, dass manche Arbeiter:innen negative Nettolöhne ausgewiesen bekommen. Und Abzüge gibt es für alles: Übernachtungen am Arbeitsort, die durch Spesen gedeckt sein müssen; für Fehlbuchungen und Kassenfehlbeträge in den Restaurants, was das Geschäftsrisiko des Unternehmens ist; der 13. Monatslohn wird nicht ausbezahlt und auch Bagatellbeträge werden abgezogen, wie etwa Gebühren für Überweisungen auf ausländische Lohnkonten. Und wenig überraschend in einem solchen Betrieb, wird auch das Trinkgeld zum grössten Teil einbehalten und der Rest willkürlich und als Lohnbestandteil ausbezahlt.


Auf Forderungen der Arbeiter:innen selber und der FAU reagierte Kappeler Gastro AG bis jetzt nur mit verbalen Ausfälligkeiten und Adelboden-Lenk Bergbahnen AG reagierte überhaupt nicht. Deswegen führten wir am Samstag 24.02.2024 zwei Aktionen in den Skigebieten durch und machten öffentlich auf die Sauereien der beiden Betriebe aufmerksam: Erst bei der Rinderberg Swiss Alpine Lodge und danach bei der Talstation der Bergbahnen Lenk-Adelboden in der Lenk. Die Reaktionen waren von erstaunt über die hundsmiserablen Bedingungen bis zu Wut, dass sich in den letzten zwanzig Jahren in diesen Restaurants nichts geändert habe.


Die FAU wird an der Sache dranbleiben und euch weiter informieren

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