Die FAU beim Strike for Future 2022
Am 9. April fand schweizweit ein Aktionstag vom Strike for Future (St4F) statt. Der St4F ist ein vom Klimastreik angeregter Zusammenschluss diverser sozialpolitischer Akteur:innen. Ein Ziel ist es, gemeinsam eine grössere soziale Schlagkraft für Veränderungen hin zu einer klimagerechten Zukunft aufzubauen. In der FAU wurde diesen Januar die Arbeitsgruppe Gewerkschaft und Klima gegründet, um strukturiert am St4F mitwirken zu können. Folgender Text geht auf die inhaltlichen Standpunkte und Erfahrungen unserer Beteiligung ein.
Beim diesjährigen Aktionstag zum Strike for Future stand die Forderung nach einer radikalen Arbeitszeitreduktion im Zentrum. Die Verkürzung der zu leistenden Arbeitszeit ist eine alte gewerkschaftlichen Forderung. Daher war es naheliegend, uns aktiv im St4F sowohl auf nationaler als auch regionaler Ebene zu beteiligen. Gleichzeitig besteht auf der Ebene der Allianz der Basisgewerkschaften Syndibasa bereits ein Positionspapier zum letztjährigen St4F, das als Grundlage für unsere Arbeit diente (zu finden auf der FAU-Website hier). So vertreten wir die Position, dass jede Antwort auf die ökologische Krise die Bedürfnisse von uns Arbeiter:innen einbeziehen muss. Alles andere würde unsere Leben und Zukunft mit Füssen treten. Deshalb ist es notwendig, uns aus der gewerkschaftlichen Position heraus am Widerstand gegen die kapitalistische Ausbeutung des Planeten zu beteiligen.
Arbeitszeit und -dichte
Aufgrund der beteiligten Organisationen und Kollektive am diesjährigen St4F, konnte das Thema Erwerbsarbeitszeitreduktion aus ökologischer, feministischer, sozialer und gewerkschaftlicher Perspektive beleuchtet werden. Wir von der FAU setzten uns insbesondere dafür ein, die Problematik der Arbeitsdichte ebenfalls im Blick zu haben. Denn um wirklich die positiven Effekte einer Reduktion der Arbeitszeit in eine Transformation der Produktions- und Lebensverhältnisse der Menschen umzumünzen, muss auch das Tempo und die Dichte der Arbeit reduziert werden. Es kann nicht unser Ziel sein, den Erfolg von weniger Arbeitszeit mit mehr Druck und Stress zu bezahlen. Auch das von den Zentralgewerkschaften gerne eingebrachte Argument einer Produktionssteigerung durch gesündere und zufriedenere Arbeiter:innen ist nicht zielführend: Aus klimapolitischer Perspektive ist eine Arbeitszeitreduktion genau deshalb interessant, weil sie die wirtschaftliche Überproduktion bekämpfen und dadurch den Emissionsausstoss senken kann.
Dies deutet bereits darauf hin, was unsere Arbeit in der nationalen Koordination grösstenteils ausgemacht hat. Wir standen als neu aktive Basisgewerkschaft im St4F einer etablierten Beteiligung des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes SGB, spezifischer der UNIA und der Syndicom, entgegen. In diesem Umfeld sind wir stets für eine Demokratisierung der Prozesse eingestanden und haben unsere klassenkämpferischen und basisorientierten Standpunkte vertreten.
Bildung, Aktion, Demonstration
Ungleich der nationalen Ebene waren wir auf regionaler Ebene in Bern nicht mit Abwehrkämpfen beschäftigt, sondern konnten die Planung und Organisation der Aktionswoche (04.04.–09.04.) konkret mitgestalten. So organisierten wir im Vorfeld eine St4F-interne Bildungsveranstaltung zur Arbeitszeitverkürzung, um eine gemeinsame Wissensbasis zu schaffen. Am Samstag, dem 9. April, haben wir im Vorfeld der Abschlussdemonstration unsere eigene Aktion „Stau im Supermarkt“ durchgeführt. Die knapp 15 Teilnehmer:innen schlenderten mit einem Einkaufswägeli ausgestattet durch den Supermarkt. Anschliessend bildeten sie mit ihren (fast) leeren Wägeli lange Schlangen an den Kassen, wodurch für eine halbe Stunde der Arbeitsrhythmus der Kassierer:innen im Migros Zähringer verlangsamt wurde.
Danach ging es weiter an die Demonstration. Infolge der internen Mobilisierung konnte die FAU dabei mit einer verhältnismässig grossen Teilnahme auftreten. Während der Demonstration verteilten wir den Syndibasa-Flyer „Ökologie von unten“, welcher weiter unten zu finden ist[1]. In unserer Rede auf dem Bundesplatz haben wir einmal mehr den Schwerpunkt auf die Arbeitsdichte gesetzt und konnten so unsere gewerkschaftliche Sicht auf eine Arbeitszeitverkürzung einem breiten Publikum präsentieren.
Unsere Teilnahme am St4F beurteilen wir als positiv und erfolgreich. Wir konnten unsere Standpunkte gut einbringen und sind damit auf Interesse und Zustimmung bei anderen Teilnehmer:innen gestossen. Im Nachgang zu diesem Auftakt des St4F Bern geht es jetzt darum, die programmatische Arbeit zu vertiefen und die innerhalb der FAU aufgebauten Strukturen zu festigen und auszubauen. Einerseits um die ökologische Perspektive innerhalb unserer Gewerkschaft und Syndibasa breiter zu verankern. Andererseits um die Zusammenarbeit mit der Klimabewegung weiterzuentwickeln. Denn der Kampf für gute Arbeitsbedingungen muss in dieser ökologischen Krisensituation stets auch ein Kampf für Klimagerechtigkeit sein.
Dirk und Fabio,
für die Arbeitsgruppe Gewerkschaft und Klima der FAU
[1] Im Flyer hat es einen Übersetzungsfehler. Statt „die Reduzierung der Arbeitszeit wurde gegen den Willen des SGB in den Strike for Future aufgenommen“ ist „die Reduzierung vom Arbeitsrhythmus“ gemeint.