Biogen-Arbeiter tot: Profit vor Sicherheit

Vor drei Jahren sind die Reiniger:innen von Biogen bei Luterbach mit der Unterstützung der FAU und der IWW an die Öffentlichkeit getreten. Wir haben laut und deutlich auf die systematischen Missachtungen von Arbeitssicherheitsmassnahmen hingewiesen. Wir warnten, dass es zu tödlichen Unfällen kommen könnte. Nun ist der Arbeiter E. B. gestorben. Wir wissen aber bereits jetzt, aus welchem Grund E.B. gestorben ist: lückenhafte Gesetze, mangelnde Inspektionen und desinteressierte Politiker*innen.

Für manche ist es wichtiger, Firmen im Kanton Solothurn zu behalten, als das Leben der Lohnabhängigen zu sichern, und wichtiger, maximalen Profit zu erzielen als den Arbeiter:innen minimalen Schutz zu gewähren. Ein System der organisierten Verantwortungslosigkeit zwischen drei Firmen und deren Subunternehmen ermöglicht es, prekäre Arbeiter:innen zu isolieren sowie die Verantwortung für Unfälle hin- und herzuschieben, bis unklar ist, wer überhaupt die Schuld trägt.

Wir haben schon vor drei Jahren dokumentiert, dass es viele Unfälle gegeben hatte. Zum Teil wurden Unfälle nicht erfasst, weil die Arbeiter:innen unter Druck gesetzt wurden, diese nicht zu melden. Als Arbeiter:innen und Gewerkschafter:innen haben wir lediglich die Einhaltung unserer Rechte gefordert. Dafür wurden wir vor die Tür gesetzt und die Gewerkschaftsvertreter:innen entlassen. In einem Fall unterlag CBRE, die Immobilienfirma, welche die Fabrik Luterbach für Biogen verwaltet, deswegen auch vor Gericht.

Es war schon damals absehbar - das Arbeitsinspektorat führte Kontrollen in der Fabrik durch, weil die Reinigungskräfte das verlangten, und niemand auf der Arbeiter:innenseite konnte den Bericht lesen, er wurde nicht einmal der handzahmen grossen Gewerkschaft mitgeteilt. Aktive Gewerkschafter:innen in Subunternehmen, die „near misses“ (Beinaheunfälle) in der Fabrik dokumentiert hatten, wurden auf direkten Wunsch von Biogen entlassen.

Es wurden Teams aus den USA für Union Busting (Zerschlagung von gewerkschaftlicher Organisation) eingeflogen. Biogen hatte schon damals Angst davor, dass sich die Arbeiter:innen basisdemokratisch organisieren. Zurecht, denn Basisgewerkschaften gehen keine faulen Kompromisse gegen den Willen ihrer Mitglieder ein. In dem durch diese Praktiken entstandenen Klima der Angst konnten Regeln noch besser umgangen werden, weil die Arbeiter:innen sich noch weniger trauten, sich zur Wehr zu setzen.

Wir trauern mit der Familie und den Angehörigen von E.B. Vor allem aber sind wir wütend, denn so tragisch es auch ist, der Todesfall überrascht uns nicht. Wir hofften bloss, dass es nie dazu kommen würde. Wir werden nicht aufgeben und weiterhin für sicherere Arbeitsplätze und bessere Bedingungen kämpfen. Kämpfen wir zusammen dafür, dass dieser Arbeitstote der letzte sein wird!

Andere Medienberichte

Auch andere Medien haben über den Tod des Arbeiters berichtet:

 

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