1. Mai: Organisieren wir uns gegen die Dauerkrise

Die Pandemie nimmt kein Ende, der Krieg in der Ukraine trifft die Lohnabhängigen mit voller Härte. Naturkatastrophen nehmen durch das sich verändernde Klima zu. Wir Arbeitnehmende sind Krisen oft schutzlos ausgeliefert. Auch scheinbar ferne Krisen haben aber direkte Folgen für uns: Die Preise auch für Güter des täglichen Bedarfs steigen immer weiter. Alles wird teurer, aber die Löhne hinken hinterher.

 

Steigende Preise, sinkende Löhne

Kein Wunder also, dass sich viele Diskussionen um Geld, Einkommen und die steigenden Lebenskosten drehen. Diese Probleme sind aber keine Naturgewalt. Individuelle Verantwortung wird von der herrschenden Klasse als Heilmittel angepriesen, um von ihrer eigenen Verantwortung abzulenken – sie versuchen so ihre eigenen Privilegien zu unseren Lasten zu retten. Deswegen werden die öffentlichen Dienste systematisch abgebaut, aufgeteilt und privatisiert. Deswegen sind die Sozialversicherungen und Renten ständig von Abbau bedroht. Deswegen stagnieren oder sinken die Löhne. Und deswegen wird die Arbeitswelt unabhängig vom Qualifikationsniveau unsicherer, unplanbarer und kurzfristiger.

 

Über die Arbeitswelt hinaus

Kurzsichtigkeit und Menschenverachtung hören aber nicht in der Arbeitswelt auf: Die Klimafrage wird verschleppt, damit sie ja keine Profitinteressen gefährdet; Gleichberechtigung und Emanzipation von Frauen, Inter- und Transpersonen bleiben Lippenbekenntnisse; Demokratische Freiheiten, Grundrechte und gewerkschaftliche Rechte werden beschnitten oder abgebaut.

 

Wer kämpft, kann gewinnen!

Trotz dieser düsteren Lage führen werden in der Schweiz Kämpfe geführt, von ganz unterschiedlichen Zusammenschlüssen und Bewegungen. Oft, zu oft, wird aber versucht über Initiativen und Referenden Einfluss zu nehmen, selbst gewonnene Abstimmungen sind aber kein sicherer Erfolg. Das beste Beispiel ist die Pflegeinitiative: Bessere Arbeitsbedingungen werden von der Politik auf unbestimmt verschoben. Der Arbeitsfrieden und das politische Feilschen funktionieren nicht für uns Lohnabhängige – wir bekommen höchstens faule Kompromisse, wie bei der AHV-Revision.

 

Unsere Stärke sammeln

Wir müssen stattdessen versuchen, eine Neuverteilung von gesellschaftlichem Reichtum und sozialer Macht durchzusetzen. Ohne vernetzte Kämpfe, die Druck in diese Richtung aufbauen, werden wir weder höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen, noch Emanzipation und Gleichstellung oder eine stabile soziale Absicherung erreichen können. Und ohne so geformte Gegenmacht werden wir auch die Klimakatastrophe nicht verhindern können.

 

Wo ansetzen?

Ansatzpunkte für kämpferische Gewerkschaften gibt es viele: schlechte Gesamtarbeitsverträge, die von den Arbeitgeberverbänden diktiert wurden und undemokratisch beschlossen wurden. Für alle verbindliche GAV-Abgaben, auf die aber nur Arbeitgeber*innen und Gewerkschaftsbonz*innen Zugriff haben. Vergeltungsmassnahmen gegen aktive Gewerkschafter*innen in den Betrieben, weil es kaum rechtlichen Schutz für Gewerkschafter*innen in den Betrieben gibt. Doch wir können uns organisieren und Fortschritte erreichen. Wir müssen es aber gemeinsam tun. Fortschritt fällt uns nie in den Schoss.

 

Für ein Leben in Würde: Lebenslohn

Ein solcher Fortschritt ist der Lebenslohn. Dies ist ein Konzept, das vom Ökonomen und Philosoph Bernard Friot entwickelt wurde. Grob gesagt ist der Lebenslohn ein Einkommen, das sich nach den Qualifikationen einer Person richtet und nicht nach dem von den Arbeitgeber*innen definierten Wert eines Arbeitsplatzes.
Es ist ein Versuch, die Arbeit von der Anstellung zu trennen, und deshalb wird der Lebenslohn das ganze Leben lang gezahlt – unabhängig davon ob jemand studiert, arbeitet oder arbeitslos, krank oder in Rente ist. Der Lebenslohn soll durch Sozialbeiträge finanziert und von einem Lohnfonds ausgezahlt werden (nach dem Modell der Sozialversicherung in Frankreich), die mehrheitlich von den Arbeitnehmer*innen kontrolliert wird, um die Kontrolle der Arbeitgeber*innen über den Lohn einer Person zu beseitigen. So kann allen ein Leben in Würde ermöglicht werden, ohne das wir ständig Angst haben müssen, durch eine Kündigung oder einen Unfall in der Armutsfalle zu landen.

 

Gemeinsam für unsere Zukunft!

Um solche Verbesserungen zu erreichen, brauchen wir einen dauerhaften Zusammenschluss mit klaren Zielen, also eine Gewerkschaft. Eine Gewerkschaft aber, die unter direkter Kontrolle aller Mitglieder steht. Wir brauchen eine radikale Demokratisierung in Verhandlungen. Nicht nur in Bezug auf die Forderungen, sondern auch auf die Ergebnisse. Es darf nicht sein, dass ein Funktionärsapparat über unsere Arbeitsbedingungen und damit unser Leben entscheidet.

Schliessen wir uns zusammen und kämpfen wir selbst für unsere Leben!

Syndibasa

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